Jb. Cob. Ld. Stiftung 53 327-352 26 Abb. Coburg, im Dezember 2008
Vom Handwerk zur Kunst
Kunstglasbläser im Thüringer Wald nach 1945
Von Uwe Claassen
In den 1970er und 80er Jahren gelang es einer ganzen Reihe von Glasbläsern im Thüringer
Wald, sich im Verband Bildender Künstler der DDR, Sektion Formgestaltung und Kunsthandwerk,
zu etablieren. Es war eine Zeit, in der die Glaskunst in Gestalt der Studioglasbewegung
international zu großen Erfolgen kam. Ausdruck fand das zum Beispiel in den
Coburger Glaspreisen für moderne Glasgestaltung in Europa 1977 und 1985, der Gründung
von internationalen Fachzeitschriften und von Spezialmuseen für Glas. Thüringer Glasbläser
hatten Anteil an dieser Entwicklung und nahmen in ihr mit einer ganzen Reihe von Beteiligten
eine eigenständige Position ein. Ein Kennzeichen dieser zumeist um 1930 geborenen
Glasbläser ist, dass sie alle eine handwerkliche Ausbildung absolviert und überwiegend sogar
den Meistertitel erworben hatten, bevor sie sich im reiferen Alter von über 40 Jahren eine
künstlerische Perspektive erarbeiteten. Diese Entwicklung ist Gegenstand dieses Aufsatzes.
Zum besseren Verständnis werden auch die historischen Vorläufer einbezogen, genau wie die
aktuellen Strömungen.
Mit dem Begriff „Glasbläser“ sind im Thüringer Wald in erster Linie diejenigen gemeint,
die Glas vor der Lampe, dem Gasbrenner, verarbeiten – im Gegensatz zu den „Glasmachern“,
die in der Glashütte am Schmelzofen arbeiten. Einige der Glasbläser absolvierten zu Beginn
der 1970er Jahre ein Fernstudium an der Fachschule für angewandte Kunst in Schneeberg
und erlangten den Titel „Glasgestalter“; später hierzu mehr. Mit dem gleichen Begriff werden
auch Personen bezeichnet, die an Hochschulen der DDR zur Erarbeitung von Industrieentwürfen
ausgebildet wurden, deren serielle Ausführung dann in den Händen von Glashütten
bzw. Glasbläsern in Volkseigenen Betrieben lag. Hierzu zählen zum Beispiel Ursula Hampe,
Klaus Waschke, Herbert Kny (1939-2001) oder aus der älteren Generation der für das
Kunsthandwerk der DDR so wichtige Horst Michel (1904-1989). Im Mittelpunkt dieses
Beitrags stehen demgegenüber solche Glasgestalter, die dauerhaft eine auf Unikate bzw.
Kleinserien ausgerichtete Arbeitsweise hatten bzw. haben und ihre Arbeiten in der Regel
auch selbst realisierten bzw. dies immer noch tun. Auch die Glasveredler, die mit kalten
Techniken wie Gravur und Ätzung arbeiten, wie Rudolf Hantschel oder Peter Fiedler, bleiben
hier außen vor.
Der Bereich des Kunstglases, der Begriff sei hier zunächst qualitativ weit gefasst, ist im
Thüringer Wald durch die seit dem 15./16. Jahrhundert in Norditalien nachgewiesene Arbeit
vor der Lampe geprägt. Sie wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Region um
Lauscha eingeführt. Aus einer anfänglichen Perlenmacherei entstand im 19. Jahrhundert
eine breite Produktpalette hohl geblasenen Glases, die von Kunstaugen, über Christbaum-
schmuck bis hin zu Gefäßen und figürlichen Arbeiten reicht. Der Entwurf und die Ausführung
lagen meist in einer Hand, wurde doch in zahlreichen kleinen Familienbetrieben in
heimindustriellen Strukturen auf eigenes Risiko gearbeitet. Der weltweite Absatz der Waren
erfolgte über das Verlagswesen in der Spielzeugstadt Sonneberg. 1916 wurde das Glasblasen
vor der Lampe durch eine Verordnung zu einem Handwerk erklärt und die Ausbildung auf
Meisterbetriebe beschränkt. Hinzu kam seit den 1920er Jahren der verpflichtende Besuch
einer Berufsschule. Vorher lag die Ausbildung der jungen Glasbläser bei ihren Vätern oder
Großvätern: Das Glasblasen war in der familiären Arbeitsteilung vornehmlich Männerarbeit,
während die Frauen und Kinder das Veredeln und Verpacken erledigten.
Läßt man den Christbaumschmuck außen vor, so dominierte in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts die figürliche Gestaltung die Kunstglasbläserei im Thüringer Wald, sprich
überwiegend in der Gegend um Lauscha und Neuhaus am Rennweg, wo sich ihr Zentrum
herausgebildet hatte. Zu den Ausnahmen, die solche Regeln bestätigen, gehört, dass Karl
Koepping (1848-1914) seine berühmten Entwürfe von Zier- und Gebrauchsgläsern seit etwa
1896 von der Fachschule für Glasinstrumentenmacher in Ilmenau ausführen ließ. Beliebte
Motive der Thüringer Glasbläser waren hohl geblasene Jagdgruppen, Waldtiere und Vögel
sowie aus Stäben gezogene und montierte Blumen und Tiere, Kutschen und Spinnräder oder
Menschendarstellungen. Eine wichtige Persönlichkeit für die Entwicklung der Glasgestaltung
in dieser Zeit war Ernst Precht (1892-1969), der nach einer Glasbläserausbildung bei
seinem Vater in Lauscha erst nach Dresden an die Kunstgewerbeschule ging und anschließend
nach Karlsruhe an die Kunstakademie, um hier Malerei zu studieren. Anfang der 1920er
Jahre kehrte er wieder in seinen Heimatort zurück und modernisierte mit seinen an der
Kunstakademie geschulten Formvorstellungen die figürliche Glasgestaltung, insbesondere
von Tieren. Von Bedeutung war dabei, dass Ernst Precht wohl als erster Glasbläser in der
Region der Flamme erfolgreich reinen Sauerstoff zuführte, um ihre Temperatur zu erhöhen.
So wurden erstmals vor der Lampe gearbeitete Vollglasplastiken möglich. Volumina waren
vorher entweder hohl geblasen bzw. durch flach gedrückte Glasstäbe oder Spiralen karikatur
haft angedeutet. Generationen von Glasbläsern folgten Precht auf seinem Weg bis auf den
heutigen Tag. Der Kunsthistoriker Rudolf Kober spricht von ihm als einem der Wegbereiter
der modernen Glasgestaltung in Lauscha, dessen Leistungen auf dem Gebiet der Tierplastik
ein bisher nicht wieder erreichtes Niveau aufweisen. Von bedeutendem Einfluss waren auch
die Entwürfe der Berliner Künstlerin Marianne von Allesch mit ihren fließenden Bewegungen,
die sie von 1919 an von Glasbläsern in der Region um Lauscha realisieren ließ. Diese
Arbeiten regten zur Gründung der Bimini-Werkstätte für Kunstgewerbe 1923 in Wien an.
Gustav Pazaurek schrieb 1925, dass die Arbeiten von Alleschs „schon in ihrer Dimension,
noch mehr aber in der geradezu tollen Bewegung und Ekstase ganz einzig dastehen.“ Das
lampengeblasene Gefäß hatte mit Christian Eichhorn-Sens (1871-1955) einen herausragenden
Vertreter, der als langjähriger Lehrer an der Berufsfachschule in Lauscha ebenfalls Generationen
von Glasbläsern prägte. Nur wenig Einfluss hatte in diesen Jahren Wilhelm
Wagenfeld, der 1933 im Auftrag des thüringischen Wirtschaftsministeriums einige Zeit an
der Berufsschule in Lauscha unterrichtete, um das in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise
gefallene handwerkliche Niveau anzuheben und mit Entwürfen für Standardartikel ein
Gegengewicht zu den vielfach produzierten Saisonartikeln, sprich: Geschenkartikel und
Christbaumschmuck, zu schaffen. Vom Werkbund und dem Bauhaus geprägt, vermittelte er
die Gedanken der damaligen industriellen Formgestaltung von Materialgerechtigkeit und
schlichter Funktionalität. Einer der wenigen, die in der Region seine Ideen aufgriffen, war
Max Traut, der in seinem kleinen Neuhäuser Betrieb „MATRA“ mit einigen Glasbläsern u.a.
ein Teeservice aus zartem roten Fadenglas herstellte, das 1936 auf der Leipziger Messe mit
dem Schlagwort „Kampf dem Kitsch“ gefeiert wurde. Trotz dieser Frage nach der Qualität
zählt für Helmut Ricke die thüringische Lampenarbeit der zwanziger und dreißiger Jahre „zu
den eigenständigsten Leistungen der deutschen Glaskunst zwischen den Kriegen.“
In den 1950er Jahren begann die Dominanz der figürlichen Gestaltung im Thüringer Wald
langsam tatsächlich zurückzugehen. Als erster stellte sich der in Igelshieb bei Neuhaus am
Rennweg geborene und seit 1954 in Arnstadt lebende und arbeitende Albin Schaedel (19041999)
um, der vorher erfolgreich figürlich gearbeitet hatte und neben Ernst Precht der
einzige Glasgestalter im Thüringer Wald war, der 1949 die „Handwerkerlilie“ verleihen
bekam, das damals maßgebliche Gütezeichen für das Kunsthandwerk. Günter Meier, ehemals
Vorsitzender des Rates für Kunsthandwerk der DDR, sieht diesen Wandel von außen
begründet: „Von der Hochschule für Werkkunst in Halle Giebichenstein, vom Institut für
angewandte Kunst Berlin wurde, der zunehmenden Rolle der Formgestaltung in der Industrieproduktion Rechnung tragend und den großen Bedürfnissen der Bevölkerung nach
geschmackvollem Gebrauchsgerät entsprechend, die Orientierung verbreitet, dass Tiergestaltungen
nicht der gegenwärtig wichtigste Gegenstand der Glasbläserkunst seien.“Die
Zukunft würde „schön gestalteten Gebrauchs- und Ziergefäßen“ gehören. Albin Schaedel
beschreibt die Situation in der Rückschau folgendermaßen: „Die Bemühungen der damaligen
Formgestalter waren ohne Widerhall geblieben, wurden sogar abgelehnt, da sie nicht der
tradierten Auffassung entsprachen. Wie konnte da eine Wende herbeigeführt werden? E[rnst]
Precht und ich kamen da zu der Auffassung, nur ein Glasbläser, der Entwurf und Ausführung
in einer Person vereinigte, könnte da vielleicht eine Wende bringen. Die Formgestalter können
wohl auf dem Papier gute Formen entwerfen, wissen jedoch nicht, was im Glas möglich
ist. Die Aufgabe war schon immer da, warum tat sich da nichts oder nichts Besonderes?
Sollte ich mich da mal versuchen, das bisher in der Tierplastik Erreichte zurückzustellen, auf
diesem Gebiet von vorn anfangen?“ Albin Schaedel ist das Wagnis eingegangen und konnte
dem lampengeblasenen Gefäß, das zu dieser Zeit nur wenig Ansehen besaß, zum internationalen
Durchbruch verhelfen. Seine ersten Gefäße hatten einfache Formen und keinen Dekor.
Sie waren aus dem damals beliebten Rauchglas gefertigt. Mit der Zeit begann er, den Glasröhren
vor ihrer Verarbeitung Stäbe aufzuschmelzen, so dass rippenartige Muster entstanden,
die er zum Teil verdrehte. Schaedel beschäftigte sich auch mit historischen Vorbildern wie
Nuppenverzierungen und venezianischem Fadenglas, bei dem er mit der am oberen Rand
abgeschnittenen Fadenstruktur „nicht einverstanden“ war, wie er es selbst formulierte.
Erste öffentliche Anerkennung brachte eine 1957 von Fritz Kämpfer im Auftrag des Instituts
für angewandte Kunst verfasste kleine Publikation. Einen ernormen Aufschwung und
Sicherheit für sein weiteres Tun erhielt Schaedel, als 1959 drei seiner Arbeiten auf der bedeutenden
Glass 1959-Ausstellung im Corning Museum of Glass in den USA ausgestellt wurden.
Gezeigt wurden ein Rubinbecher, eine rauchfarbene Schale mit Punkten und ein „gemasertes
Glas“, das meint ein Fadenglas. Nach Schaedels eigener Aussage soll insbesondere
letzteres besonders gewürdigt worden sein. Das gemaserte Glas ist sein erster Ansatz, das
am Hüttenofen gefertigte venezianische Fadenglas ins Lampenglas zu übersetzen und seinen
Vorstellungen entsprechend weiterzuführen. Als eine Schale mit einfachen Fadenauflagen
während des Fertigungsprozesses zerbrach, so die Legende, versuchte er die Bruchstücke zu
retten und nahm sie mit einem Spieß, dem Blasrohr und Griff, mit dem das Stück über der
Flamme gehalten wird, auf und montierte sie versetzt in ein neues Gefäß. So entstanden
Linienführungen, die er vorher nicht gesehen hatte und die hüttentechnisch nicht zu erzielen
sind, da die Glasmacherpfeife nicht beliebig oft umgesetzt werden kann, so wie es bei der
„spießversetzten Montage“ im Lampenglas möglich ist. Etwas anders erzählt Schaedel seinen
Weg zur Montagetechnik an anderer Stelle. Fritz Kämpfer hätte ihn angeregt, Harlekingläser
zu gestalten, Gefäße, die aus verschiedenen Farbflächen zusammengesetzt sind. Ihm
sei es in der Folge gelungen, die damit verbundenen technischen Probleme zu lösen und
verschiedenfarbige Gläser zu einem Objekt zu montieren, womit sich ihm und dem lampengeblasenen Glas insgesamt ein neues Gebiet aufgetan hätte. Albin Schaedel kommt das
Verdienst zu, die im technischen Glasapparatebau alltäglichen und auch bereits in den
1920er Jahren für das Thüringer Kunstgewerbe erprobten Montagetechniken für die
Gefäßgestaltung wiederentdeckt, weiterentwickelt und zu einer großen Blüte geführt zu
haben. Jahr für Jahr entwickelte er mit Montagetechniken neue Dekore. Die aufwändigsten
und spektakulärsten Fadenglasarbeiten sind wohl die „Muscheldekore“. Höhepunkte der
Arbeit mit Farbglas sind die „Harlekingläser“, die er seit dem Ende der 1950er Jahre fertigte,
und die „Kirchenfenstergläser“ aus den Jahren um 1965, bei denen er farbige Glasfelder
in einen dunklen Untergrund montierte. Die Farbe kommt wie bei den Fenstern mit ihren
dunklen Bleistegen so besonders zur Geltung; und durch das Durchscheinen des Lichtes
entstehen beim Umgehen des Gefäßes ständig neue Eindrücke. Auch diese Arbeiten greifen
auf venezianische Hüttengläser, diesmal der 1950er und 60er Jahre, zurück, die Schaedel wie
beim Fadenglas nicht bloß in seiner Technik des Lampenglases nachempfand, sondern als
Ausgangspunkt nahm, um zu eigenen künstlerischen Leistungen zu gelangen. Albin Schaedel
hob das lampengeblasene Gefäß mit seinen signierten Unikaten auf eine neue Ebene.
Erstmals wurde es als Kunst ernst genommen. Die internationale Anerkennung drückt sich
in zahlreichen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen aus, aber auch darin, dass ihm
im Thüringer Wald und außerhalb der DDR, dort vor allem in Westdeutschland (vermittelt
durch den in Neuhaus am Rennweg gebürtigen, bei Darmstadt arbeitenden Kurt Wallstab),
zahlreiche Glasbläser folgten. Albin Schaedel hat diese Entwicklung mit einer handwerklichen Ausbildung begonnen. Er arbeitete nach dem Besuch der Volksschule von 1920 bis 23 als Glasperlenmacher im väterlichen Betrieb. Dann absolvierte er bei Edmund Müller eine Lehre als Kunstglasbläser und besuchte parallel Lehrgänge der Berufsschule. Bis er sich 1934 selbständig machte, arbeitete er weiter für Edmund Müller, bei dem er vor allem hohlgeblasene Parfümflaschen in Gestalt von Tieren und Schlangenvasen fertigte. Er bildete sich weiter durch Hospitationen erst an
der Keramischen Fachschule in Lichte und ab 1934 bei dem Maler Prof. Karl Staudinger, der
an der Fachschule für Keramik und Spielzeuggestaltung in Sonneberg unterrichtete. Vor
allem Staudinger machte ihm viel Mut: „Gestalten Sie Glas, wie Sie es sehen, wie Sie es fühlen,
und Sie werden Gläser gestalten, an die andere mit akademischer Weisheit nicht denken
können“, erinnerte sich Albin Schaedel an ein Gespräch von 1950. Nach einer kriegsbedingten
Unterbrechung seiner Arbeit, Schaedel war von 1940 bis 1945 Soldat, konnte er erst 1952
seine Meisterprüfung ablegen. Im gleichen Jahr brach er mit der figürlichen Gestaltung und
wurde in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Zahlreiche Preise, u.a. ein Ehrenpreis
beim Coburger Glaspreis 1977 und der Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur
1978, bestätigten seine herausragenden Leistungen und seinen Wandel vom handwerklich
ausgebildeten Lampenglasbläser zum international anerkannten Künstler.
Seinem Vorbild folgten seit dem Ende der 1960er Jahre zahlreiche gestandene Thüringer
Glasbläser der Generation der um 1930 geborenen, die ebenfalls eine Handwerkslehre als
Kunstglasbläser absolviert und überwiegend den Meisterbrief erworben hatten. Zu Beginn
der 1970er Jahre erhielten über 20 von ihnen die Möglichkeit, sich in einem Qualifizierungskurs
für Glasbläser an der eigentlich auf Textil und Holz spezialisierten Fachschule
für Gestaltung in Schneeberg weiterzubilden. Einige von ihnen wurden zu einem anschließenden
Fernstudium ebendort zugelassen, wo sie den Titel „Glasgestalter“ erwerben konnten.
Diese beiden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten waren jedoch einmalig, sie
gingen nicht in eine kontinuierliche Ausbildung an dieser oder einer anderen Schule über.
Die Besten der Teilnehmer und einige andere erarbeiteten sich im breiten Fahrwasser des
Werks von Albin Schaedel eigenständige Varianten und wurden wie ihr Vorbild in den
Verband Bildender Künstler der DDR, Sektion Formgestaltung und Kunsthandwerk aufgenommen.
Trotz der Möglichkeit obrigkeitlicher Kontrolle bzw. Lenkung war das schon
deswegen erstrebenswert, weil die Bedingungen selbständig und außerhalb eines VEB zu
arbeiten, immer stärker an diese Mitgliedschaft gebunden waren. Zum Beispiel existierte
nahezu kein privater Kunsthandel; der Zugang zum staatlichen Kunsthandel der DDR
stand aber nur Mitgliedern des Verbandes Bildender Künstler, „des einzigen von Staat und
der SED bestimmten Künstlerverbandes“, offen. Die meisten dieser Glasbläser hatten
schon lange in der Folge von Ernst Precht massive Glastiere vor der Lampe geformt, bevor
sie sich dem Gefäß zuwandten. Sie alle beschäftigten sich wie auch schon Albin Schaedel
mit historischen Glasgestaltungen, zum Beispiel Nuppen- und Fadenauflagen, Rüsseldekoren,
Pokalen etc., die sie zu modernisieren suchten. Die Arbeit mit historischen Vorbildern
war Thema der Ausbildung in Schneeberg und wurde auch vom damaligen Leiter des
Museums für Glaskunst in Lauscha, Rudolf Hoffmann, der sich um die Weiterbildung der
Lauschaer Glasbläser verdient gemacht hat, gefördert. Sie gelangten weiterhin mit Montagetechniken,
die Albin Schaedel zu großen Erfolgen geführt hatte, zu höchst qualitätsvollen,
wiedererkennbaren Dekoren. Und sie experimentierten auch an neuen Themen, ohne
jedoch zu einer prinzipiell eigenständigen Formensprache zu gelangen. Die wesentlichen
Exponenten sind:
Walter Schwarz, 1931-1998, Kunstglasbläserausbildung 1946 bis 49, Mitarbeit in der
Werkstatt von Ernst Precht 1954 bis 58, Meisterprüfung 1956, wurde 1968 als Kunstschaffender
im Handwerk anerkannt und 1969 in den Verband Bildender Künstler aufgenommen.
Er beschäftigte sich vornehmlich mit Fadenglasgestaltungen in spießversetzter Montagetechnik.
Seit Mitte der 1970er Jahren griff er auch die Technik des Einschmelzens von eingestreutem
Glaspulver wieder auf, mit der in Lauscha in den 1920er Jahren an der Berufsschule
bereits experimentiert worden war.
Otto Schindhelm, Jahrgang 1920, Kunstglasbläserausbildung 1934 bis 37 bei Ernst
Precht, Meisterprüfung 1950, wurde ebenfalls 1968 als Kunstschaffender im Handwerk anerkannt,
aber erst 1973 Mitglied im Verband Bildender Künstler. Seit dem Ende der 1960er
Jahre, also etwa im 50. Lebensjahr, verlegte er sich von der Tiergestaltung vollständig auf das
hohlgeblasene Gefäß. Über Fadenglas- und Montagetechniken gelangte er zur alten Technik
des Auflegens von Silber- und Goldfolien, mit der er überaus zarte Gefäße schuf.
Günter Knye, Jahrgang 1936, Kunstglasbläserausbildung 1958 bis 61, Meisterprüfung
1968, Qualifizierungslehrgang und externes Studium an der Fachschule für angewandte
Kunst Schneeberg 1970 bis 1973, Abschluss als Glasgestalter, wurde 1971 Mitglied des
Verbandes Bildender Künstler. Günter Knye hat das wohl feinste Fadenglas im Thüringer
Wald hergestellt. Niemand konnte die Fäden so zart dünn und doch absolut präzise ziehen
wie er. Seine Versuche mit dem Lampenglas ins abstrakt Skuplturale zu gehen, sind um spielerische
Leichtigkeit bemüht, bleiben jedoch hinter den Fadenglasgefäßen zurück.
Albrecht Greiner-Mai, Jahrgang 1932, Kunstglasbläserausbildung 1946 bis 49, Meisterprüfung
1952, bis 1956 im väterlichen Betrieb tätig, dann selbständig, 1968 Anerkennung
als Kunstschaffender im Handwerk, 1970 bis 73 Qualifizierungslehrgang und externes Studium
an der Fachschule für angewandte Kunst Schneeberg, Abschluss als Glasgestalter, wurde
1973 in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Greiner-Mai ist bekannt für seine
handwerklich hervorragend gearbeiteten Fadenglasarbeiten, insbesondere in deutlicher
Anlehnung an venezianische Gläser, was oft auch in Titeln wie „Venezianische Impression“
aufscheint. Er hat auch hervorragende Farbglasarbeiten gefertigt, die wie bei Albin Schaedel
den Titel „Harlekingläser“ tragen und Variationen davon sind. Seine Landschaftsgläser, die er
seit dem Ende der 1970er Jahre gestaltete, sind eine Übertragung dieses Themas vom massiven
Hüttenglas ins Lampenglas. Auf dem Coburger Glaspreis 1977 waren solche Glaser zum
Beispiel von Jack Ink oder Heikki Kallio zu sehen gewesen; ein Hauptvertreter dieser Arbeit
war zudem mit Volkhard Precht, auf den noch die Sprache kommt, in Lauscha beheimatet. In
Folge des 2. Glassymposiums der Glasgestalter der DDR in Lauscha 1983 griff Albrecht
Greiner-Mai gelegentlich auch die von Hartmut Bechmann entwickelte Kombinationstechnik,
eine Verbindung von Lampen- und Hüttenglas, auf, wobei er im wesentlichen keine
neuen gestalterischen Akzente setzen konnte.
Walter Bäz-Dölle, Jahrgang 1935, kam als ausgebildeter Glasapparatebauer zur Glaskunst.
1971 bis 73 nahm er am bereits mehrfach erwähnten Schneeberger Fernstudium teil, das auch
er als Glasgestalter abschloss. 1974 wurde er als „Kunstschaffender in der volkseigenen Industrie“
anerkannt und im gleichen Jahr noch in den Verband Bildender Künstler aufgenommen.
Bäz-Dölle war nicht der einzige Glasapparatebauer, der zur Glaskunst fand: Dies taten zum
Beispiel auch Hartmut Bechmann aus Ernstthal und Kurt Wallstab, Mattias Klering oder
Roderich Wohlgemut in Westdeutschland. Ihre technischen Fähigkeiten in der präzise ausgeführten Glasmontage kam ihren Arbeiten zugute. Walter Bäz-Dölle arbeitete mit verschiedenen
Techniken, zum Beispiel Fadenglas, Folienaufschmelzungen oder dem Einsatz von Oxyden.
Schon früh beschäftigte er sich immer wieder mit freien Plastiken in der Art der hüttentechnisch
gearbeiteten Einstülpungen von Pavel Hlava. Als seine eigenständigsten Arbeiten können
wohl die aus verschiedenfarbigen Gläsern montierten Doppelwandschalen angesehen werden.
Aus dem breiten Umfeld von Lampenglasbläsern, dessen Thüringer Spitzenpositionen der
1970er und 80er Jahre hier vorgestellt sind, konnte sich einzig Hubert Koch lösen und sich
auch im internationalen Vergleich eine höchst eigenständige Formensprache erarbeiten. Seine
zarten Gläser, in denen er oft undekorierte Flächen und Anklänge an Naturformen aus Glasemailaufträgen
gegenüberstellt, wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. bei den Coburger
Glaspreisen 1977 und 1985. Joachim Kruse, ehemaliger Direktor der Kunstsammlungen der
Veste Coburg, fragt in einer Würdigung, ob es übertrieben sei, wenn er Koch bei sich selbst
den Weltmeister der Lampenglasbläser nennt. „Solche Gläser hat niemand vor ihm gemacht,
und sie wird auch keiner nach ihm machen.“ Koch, Jahrgang 1932, Kunstglasbläserlehre
1947 bis 50, Meisterprüfung 1956, machte sich mit der Herstellung von Präparatorenaugen
1962 selbständig. Er nahm nicht an den Schneeberger Weiterbildungen teil, was möglicherweise
für seine Eigenständigkeit gut war. Der Umgang mit Glasemail bei seiner Tätigkeit als
Hersteller von Präparatorenaugen führte zu seinen individuellen Gestaltungen im Gefäß. Als
künstlerischer Autodidakt wurde auch Hubert Koch 1973 in den Verband Bildender Künstler
aufgenommen und konnte so seine internationale Karriere begründen.
Von den Glasbläsern dieser Generation ist Volkhard Precht (1930-2006),45 der Sohn von
Ernst Precht, einen ganz anderen Weg gegangen. Von 1945 bis 48 durchlief er eine Lehre als
Kunstglasbläser, um danach bis 1951 an der Fachschule für Keramik und Spielzeuggestaltung
in Sonneberg ein Gaststudium zu absolvieren. Er arbeitete anschließend in der Werkstatt
seines Vaters, die er 1959 übernahm. 1952 hatte er die Meisterprüfung abgelegt, 1962
wurde er als Kunstschaffender im Handwerk anerkannt und erlangte 1964 die Mitgliedschaft
im Verband Bildender Künstler. Precht entwickelte die massive Tiergestaltung weiter,
indem er sie stärker stilisierte als sein Vater. In einem nächsten Schritt wollte er zu größeren
Formaten kommen, als es vor der Lampe möglich war. Da er als selbständiger Kunstglasbläser
keine Möglichkeit erhielt, in der Lauschaer Glashütte zu arbeiten, errichtete er 1963 im
Keller seines Wohnhauses eine Glashütte en miniature. Er wurde mit diesem ersten Studioofen
in Europa zu einem Pionier der von den USA ausgehenden Studioglasbewegung, die
in den 1970er und 80er Jahren international große Erfolge feierte – auch wenn er erst in den
1970er Jahren Kenntnis von diesen Entwicklungen erhielt – und die Welt von seinen Arbeiten.
Als umso bedeutender ist sein eigenständiges Werk innerhalb der Glaskunst des 20. Jahrhunderts zu würdigen. Auch Precht wechselte zum Gefäß. Zunächst wurden phantasievolle
Flaschen sein Markenzeichen, bei denen er durchaus historische Formen des Waldglases
aufgriff und zeitgemäß modernisierte. Daneben fertigte er Vasen und Schalen mit
verschiedensten Fadenauflagen im Zwischenfang. In den 1970er Jahren entwickelte er Techniken
der Arbeit mit Glasfolien, die zum Teil mit temperaturbeständigen Porzellanfarben
bemalt waren, so dass er graphische Elemente, vor allem Landschaftsdarstellungen, in seine
Gläser einarbeiten konnte. Berühmt ist seine „Romantische Landschaft“ von 1986, die, wie
die meisten seiner Arbeiten, in mehreren Varianten entstand. Er arbeitete sich so an ein
Thema heran, bis er den Eindruck hatte, dass das Ziel erreicht sei. Volkhard Precht selbst sah
sich als Maler, der sich in das Glas verlaufen habe. Einen geringeren Teil seines Werkes
nehmen auch architekturbezogene Arbeiten, aus Einzelteilen montierte abstrakte Skulpturen
und Sandgussarbeiten ein.
Auch Volkhard Precht fand in Thüringen Nachahmer. Aufgrund des Aufwandes und der
hohen Kosten, die die Errichtung und der Betrieb eines Studioofens mit sich bringen, sind
es nur wenige. Die konnten sich aber von der Arbeit mit dem Fadenglas und anderen historischen
wie zeitgenössischen Vorbildern lösen und zu eigenständigen Formensprachen finden.
Hartmut Bechmann, Jahrgang 1939, hatte von 1955 bis 58 in Jena eine Lehre als
Glasapparatebläser absolviert. 1970 bis 1973 nahm er am Qualifizierungslehrgang und am
Fernstudium in Schneeberg teil, das er als Glasgestalter abschloss. Bechmann hielt mit großem
Gewinn für die eigene Entwicklung engen Kontakt zu Glasgestaltern und Hochschullehrern
wie Horst Michel und Ilse Dechow, für die er Entwürfe realisierte, zu Albin Schaedel
und dem Bildhauer Werner Stötzer, über den er auch mit der Steinbildhauerei anfing. 1974
errichtete er neben seinem Wohnhaus einen Studioofen und wurde Mitglied im Verband
Bildender Künstler. An der Lampe erarbeitete er sich Gefäße mit einer netzartigen Struktur,
die er durch Entglasungen gezielt mattierte. Gleich nach der Errichtung seines Studioofens
entwickelte er eine Technik, mit der er solche lampentechnisch gefertigten Gefäße hüttentechnisch
aufnahm und zu neuen, dickwandigen Gefäßformen führte. In den Netzdekoren
und der Entwicklung der Kombinationstechnik liegt die bedeutende Leistung Hartmut
Bechmanns.
Zu nennen sind auch Günter Knye und Renate Precht. Knye, dessen Werdegang bereits
kurz geschildert wurde,50 hat nach vierjähriger Bauzeit und einem Fehlversuch im zweiten
Anlauf 1980 einen Studioofen in Betrieb genommen und von da an abwechselnd hütten- und
lampentechnisch gearbeitet. Seine besten und eigenständigsten Leistungen am Studioofen
sind Gefäße mit Folienaufschmelzungen und mit dünnen Glasstäben gezeichneten Chiffren,
die an asiatische Zeichensprachen erinnern. Renate Precht, Jahrgang 1933, die Ehefrau von
Volkhard Precht, bildete über viele Jahre mit ihrem Mann ein Team am Glasofen und gelangte
in eigenen Arbeiten zu feinsinnigen, oft humorvollen Bilderfindungen wie zum Beispiel
den „kleinen Wichtigtuern“ oder den zahlreichen Arbeiten mit Einschlüssen von Kupferdraht
und Glasfasergewebe. 1983 wurde sie in den Verband Bildender Künstler aufgenommen und
vertrat die Familie beim zweiten Coburger Glaspreis 1985.
In dieser Generation nehmen die in Lauschas Nachbarort Steinach aufgewachsene Ulrike
Oelzner mit ihrem Mann Thomas (beide Jahrgang 1939) sowie die etwas jüngere, bei Dessau
geborene, aber lange Zeit in Neuhaus am Rennweg und in Suhl arbeitende Karin Nenz
Außenseiterpositionen ein, die in den 1970er und 80er Jahren in der Region nur auf wenig
Resonanz stießen, in der internationalen Glasszene jedoch große Aufmerksamkeit fanden,
zum Beispiel bei den Coburger Glaspreisen. Alle drei hatten nach handwerklichen Ausbildungen
als Goldschmiede bzw. Glasschleifer an der Hochschule für industrielle Formgestaltung
Halle Burg Giebichenstein studiert. Die in Leipzig lebenden Oelzners fanden seit 1972
zum Glas und arbeiteten in verschiedenen Glashütten. Über Gebrauchsgläser kamen sie zu
freien Skulpturen, wie dem Objekt „Kobra“. Typisch für ihre Skulpturen sind polierte
Schnittflächen, mit denen das Wechselspiel zwischen innerer und äußerer Form betont wird.
Ähnlich verlief die Entwicklung bei Karin Nenz. Nachdem sie einige Jahre Entwürfe für die
Neuhäuser Glasindustrie gefertigt hatte, erhielt sie vom Verband Bildender Künstler 1975
den Auftrag, das Glasblasen vor der Lampe selbst zu erlernen und aus dieser Kenntnis heraus
neue Gestaltungsmöglichkeiten für diese Technik zu entwickeln. Auch sie kam zu freien
Skulpturen, vor allem in Kugeln eingeschlossenen Gespinsten. Dabei arbeitet sie nicht mit
dem für die Thüringer Lampenglasbläser typischen weichen Glas aus der Lauschaer Farbglashütte,
das aufgrund der relativ geringen Verarbeitungstemperatur eine große Palette an Farben
zulässt, sondern mit dem im Glasapparatebau genutzten Rasothermglas, das zu weniger
Spannungen neigt und so leichter verarbeitet werden kann, aber aufgrund der höheren Verarbeitungstemperaturen keine große Farbpalette zulässt. Oelzners und auch Karin Nenz wandten
sich von den für das Thüringer Kunstglas typischen figürlichen Themen bzw. der zumindest
theoretisch funktionalen Basis der Gefäße ab und fanden zur freien Kunst.
Eine ganze Generation später zog es von den um 1960 Geborenen diejenigen mit einem
höheren künstlerischen Anspruch an die Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg
Giebichenstein in Halle, wo auch schon Ulrike und Thomas Oelzner und Karin Nenz studiert
hatten. Es sind vor allem die Kinder einiger etablierter „Altmeister“. Die „Burg“ bildete zu
dieser Zeit eigentlich Industriegestalter aus. Da es in der DDR keine Möglichkeit für eine
künstlerische Ausbildung im Glasbereich gab, ermöglichte Brigitte Mahn-Diedering denjenigen,
die eine individuelle künstlerische Glasgestaltung anstrebten, eine Ausbildung in ihrer
Gefäßgestalter-Klasse. Zudem war eine Klasse für Flachglasgestaltung eingerichtet worden.
Die „Burg“ erlangte in den 1970er und 80er Jahren – nicht nur im Glasbereich, sondern für
das gesamte Kunsthandwerk und Design der DDR – eine überragende Bedeutung als treibende
Kraft der damaligen Entwicklungen. Von dieser Basis ausgehend hat sie sich zur derzeit
(2009) wohl erfolgreichsten und innovativsten Ausbildungsstätte für künstlerische Glasgestaltung
in Deutschland weiterentwickelt. Ulrich Precht, der Sohn von Renate und Volkhard,
Jahrgang 1956, studierte von 1978 bis 1983 an der Burg Gefäßgestaltung. Er entwickelte
zunächst die Folientechnik seiner Eltern mit eigenen künstlerischen Themen weiter, wie
zuletzt bei der „Alten Stadt in Flammen“. Er arbeitet inzwischen auch mit Rauminstallationen,
in denen er Glas mit anderen Materialien verbindet, und mit Sandgusstechniken. Motive
sind hier immer wieder Masken, die, auf Metallständer montiert, dem Betrachter auf
Augenhöhe begegnen und so zur Selbstreflexion einladen. Seine Frau Susanne Precht, Jahrgang 1960, hat sich als Flachglasgestalterin einen Namen gemacht und zahlreiche Fenster
und Foyers für Kirchen, Krankenhäuser, Firmen und Privatleute gearbeitet. Kennzeichen
ihrer Bildsprache sind eine reduzierte Farbpalette, in der das Blau, kontrastiert von wenig rot
und weiß, dominiert, und die Aufnahme von Wörtern und ganzen Texten in das Bild. Auch
ihre mit der Unterstützung ihres Mannes Ulrich geschaffenen sensiblen Studioglasarbeiten
konnte sie zu einer unverwechselbaren Sprache führen. Im Mittelpunkt stehen dabei von
Gefäßen ausgehende, durch Metall- und zum Teil bemalte Glasfolien gestaltete Glaskörper,
deren Motive (meist Menschen, Landschaften oder Tiere) eine sanfte Poesie ausstrahlen.
Ulrich und Susanne Precht gehören seit Jahren zu den bekanntesten Glaskünstlern Deutschlands.
Henry Knye, ein Sohn von Günter Knye, ebenfalls Jahrgang 1960, entwickelte die
Aufschmelztechniken seines Vaters zu fantasievollen Gefäßdekoren weiter. Abstrahierte Drachen
und Insekten sind lange Zeit seine Themen gewesen. In den letzten Jahren ist er in
Zusammenarbeit mit seinem Bruder John Zinner zu skulpturalen Formen gelangt, in deren
Mittelpunkt Figurengruppen stehen, wie sie anlässlich des dritten Immenhäuser Glaspreises
2006 durch eine „persönliche Würdigung“ prämiert wurden. Diese aus drei Figuren bestehenden
„Duette“ überzeugen durch handwerkliche und gestalterische Perfektion sowie durch
die humorvolle Spannung ihrer Anordnung. Auch das Lampenglas findet an der „Burg“ in
Halle in den letzten Jahren Beachtung. Neben der inzwischen etablierten Nichtthüringerin
Nadja Recknagel ist hier vor allem die aus Hasenthal stammende Susan Liebold zu nennen,
die dem Jahrgang 1977 angehört, also noch einmal eine Generation jünger ist als die zuletzt
Genannten. 2008 schloss sie ihr Studium mit der Serie „Nachtschwärmer“ ab. In zumeist
großformatigen Arbeiten überwindet sie die kleinteilige Verspieltheit, die einem großen Teil
der vor der Lampe gefertigten Kunstglasbläserei anhaftet und legt so die Basis für eine Formensprache,
die der Bilden Kunst zugerechnet werden kann. Ausgehend von Naturformen
wie den Verästelungen von Pflanzen und Seeanemonen, Wassertropfen und Eiskristallen,
Kokons oder Medusen entwickelt sie Objekte, die die Grenzen des Innen und Außen verwischen
und gleichzeitig zu erforschen suchen. Unterstützt wird dieser Eindruck durch ein
partiell in den Objekten eingearbeitetes photolumineszentes Pulver, das sie nach dem Belichten
im Dunklen leuchten lässt. Im Herbst 2009 sind ihre Arbeiten im Europäischen Museum
für Modernes Glas im Park Rosenau bei Coburg zu sehen. Gegenwärtig sind es Walter Precht
(Jahrgang 1984), Sohn von Susanne und Ulrich Precht, und Peter Bäz-Dölle (Jahrgang 1978),
die die seit den 1960er Jahren bestehende enge Verbindung der Thüringer Glasgestalter zur
Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein, wie sie inzwischen heißt,
durch ihr Studium dort weiter pflegen.
_____________________________________________________________________________________
Den Weg zur Freien Kunst haben auch Steffen Orlowski, Jahrgang 1966,58 und Frank Bäz-
Dölle, Jahrgang 1975,59 gefunden. Beide haben nach handwerklichen Ausbildungen in den
Bereichen Glasapparatebau bzw. Glasmalerei und Studien an den Glasfachschulen in Zwiesel
bzw. Hadamar ein Kunststudium absolviert, Orlowski am Edinburgh College of Art und Bäz-
Dölle an der Bauhausuniversität in Weimar. Frank Bäz-Dölle ist vor allem mit architekturbezogenen,
meist dekorativen Arbeiten in Fusing-Techniken dem Flachglas treu geblieben.
Steffen Orlowski entwickelt seine Ideen in Skulpturen, temporären Installationen und Performances
wie dem „TransChannel“, bei dem er 2004 in Düsseldorf anlässlich der Glastech-
Messe sich mit einem Brenner durch einen riesigen Glasfaserwürfel arbeitete. Die scheinbare
Unüberwindbarkeit der Materie wurde dabei in einem Akt der Selbstbefreiung durchbrochen.
Für seine Installation „Auftauchen ins Sein“, für die er 45 klare Glaskugeln von ca. 45 cm
Durchmesser 1997 im Stadtpark von Edinburgh bei Nebel angeordnet und fotografiert hat,
erhielt Orlowski 1999 den Förderpreis der Jutta Cuny-Franz-Stiftung. Die hier vorgenommene
radikale Reduktion der zahlreichen technischen und gestalterischen Möglichkeiten, Glas
zu formen, auf die Grundform der klaren Kugel bedeutet einen „Akt unglaublicher Befreiung“,
wie Jens Gussek schreibt,60 der selbst ein international renommierter Glaskünstler ist
und an der Burg Giebichenstein in Halle unterrichtet. Dies und der geglückte Bezug dieser
Kugeln auf die Landschaft und das Licht zeugen von einem freien künstlerischen Geist, der
das Kunsthandwerk längst verlassen hat und in der Thüringer Glasszene und darüber hinaus
seinesgleichen sucht. In den letzten Jahren entstanden Arbeiten der noch nicht abgeschlossenen
Reihe „Human Space“, in denen Orlowski beziehungs- und geschlechterspezifischen
Themen nachgeht. Wenige Zentimeter große, aus Silber gegossene Figuren sind dabei in
abstrakten Räumen aus Glas positioniert. Aus der Beschäftigung mit den Materialien entstehen
vielfach die Ideen zu den inhaltlichen Themen. Glas ist im Werk Steffen Orlowskis ein
wichtiges Material, das nicht nur als Träger von Form dient, sondern dessen Eigenschaften
sinnfällig und stringent genutzt werden, um zu künstlerischen Arbeiten zu gelangen, die auf
Prozesshaftigkeit und ihre Beziehung zu ihrem Umfeld zielen. Seit 2002 leitet Orlowski die
Studienwerkstatt für skulpturales Glas an der Akademie der Bildenden Künste München. _____________________________________________________________________________________
Unter den zahlreichen Lampenglasbläsern im Thüringer Wald ist auch heutzutage eine
rein handwerkliche Ausbildung an der Berufsfachschule Glas in Lauscha vorherrschend, wo
die drei Schwerpunkte Glasgestaltung, Christbaumschmuck und Kunstaugen unterrichtet
werden. Nach wie vor werden Gefäße gefertigt, jedoch dominiert wieder die figürliche Darstellung
von Tieren über Fantasyfiguren bis hin zum Formel 1 Boliden das Kunsthandwerk.
Durch Zusatzqualifikationen und herausragende eigenständige Arbeiten kann es auch diesen
Glasbläsern gelingen, sich als Kunsthandwerker und Bildende Künstler zu etablieren, wie
dies André Gutgesell, Jahrgang 1966, für das hohlgeblasene und John Zinner, Jahrgang
1968, für das massive Lampenglas gelungen ist. Zinner formt höchst virtuos gegenständliche,
teils abstrahierende Glasskulpturen. Gutgesell geht vom Gefäß aus, das er immer stärker
ins Skulpturale entwickelt, so dass das Gefäß als Ursprung kaum mehr wahrgenommen wird.
Kennzeichen seiner Arbeit sind meist einfache Formen und klare Linien. Seine Arbeit „Differenzierungen“, drei Kugeln, deren blaue und grüne Hälften durch ein Kristallband je einmal
vertikal, diagonal und horizontal getrennt sind, wurde 2003 auf dem zweiten Immenhäuser
Glaspreis mit einem dritten Preis ausgezeichnet. Seit 2005 ist er Mitglied im Verband Bildender
Künstler Thüringen.
Der Thüringer Wald, insbesondere die Region um Lauscha, ist seit dem 19. Jahrhundert
international ein bedeutendes Zentrum der kunstgewerblichen und künstlerischen Lampenglasgestaltung.
Zahlreiche handwerklich ausgebildete Glasbläser, die zumeist selbständig
oder in kleinen Betrieben arbeiteten, sind hier ansässig. Trotz aller wirtschaftlichen Krisen
gab es im Jahr 2005 allein in Lauscha noch 70 von 120 Kunstglasbläsereien in Thüringen,
die zumeist auf einem hohen technischen Niveau arbeiten. Diese Breite bringt auch eine
künstlerische Spitze hervor, die der Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist. Wie Volkhard
Precht vor einigen Jahren in einem Gespräch anmerkte, kam den Lauschaer Glasbläsern der
Gedanke, dass es sich bei ihren Arbeiten wohl um Kunst handeln könnte, in den 1920er
Jahren mit den Arbeiten von Marianne von Allesch und Ernst Precht. Das, was wir heute
unter einem künstlerischen Selbstverständnis verstehen, entwickelte sich hier aber erst in den
1960er Jahren mit Albin Schaedels signierten Unikaten in Montagetechnik und Volkhard
Prechts Studioarbeiten. Es ist die permanente Suche nach neuen Ausdrucksformen, die die
serielle Produktion für einen breiten Markt ablöst und bestenfalls eine variierende Kleinserie
zulässt. Die wichtigsten Persönlichkeiten für die Glaskunst im Thüringer Wald nach 1945
sind Albin Schaedel und Volkhard Precht, die als erste Neuland betraten und für andere Perspektiven
eröffneten. Beachtlich ist die breite Spitze, die ihnen folgte. Unter den etwa 5000
Einwohnern von Lauscha und dem inzwischen eingemeindeten Nachbarort Ernstthal gab es
in den 1980er Jahren neun Glasbläser, die Mitglieder im Verband Bildender Künstler waren.
Hinzu kommen noch weitere Kandidaten, die sich im Aufnahmeprozedere befanden. Unter
ihnen können von der älteren Generation Hubert Koch, Hartmut Bechmann und Günter
Knye aufgrund ihrer Eigenständigkeit besonders hervorgehoben werden. Während diese ältere,
vom Handwerk kommende Generation ihr kreatives Potential zumeist aus technischen
Verfahren und von Materialeigenschaften ableitete und sich vor allem mit der Form und dem
Dekor befasste, wollen sich die herausragenden Glasgestalter der jüngeren Generationen nach
ersten praktischen Erfahrungen durch ein Studium an einer Hochschule oder einer Kunstakademie
eine künstlerische Ausgangsposition erarbeiten, die dann über bestimmte Techniken
und Materialien ihre Ausprägung findet. Aber auch sie haben in der Mehrzahl wieder zum
Gefäß als Grundform oder zu gegenständlicher Arbeit gefunden, siehe z.B. die Arbeiten von
Susanne und Ulrich Precht. Die freie abstrakte Glaskulptur, wie sie seit den 1950er Jahren
von der Tschecheslowakei und den 1960er Jahren von den USA aus mit ihren immer wieder
neuen Innovationsschüben die internationale Glaskunst prägt, hat sie wenig beeinflusst. Freie
Arbeiten wie die von Ulrike und Thomas Oelzner oder Karin Nenz bzw. von jüngeren Gestaltern
wie Susan Liebold und vor allem Steffen Orlowski sind im Thüringer Wald Ausnahmen
geblieben. Volkhard Precht brachte es selbstbewußt für seine Arbeit so auf den Punkt: „Aus
der Tradition kommend, sehe ich keine Notwendigkeit, eine hektische Innovation um ihrer
selbst willen zu betreiben, noch damit einen Nachweis höherer Kunst erbringen zu müssen.“
Die Thüringer Glaskunst hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark verändert – und ist überwiegend doch ihren regionalen Traditionen im Figürlichen und im Gefäß treu
geblieben.
Anmerkungen
1
Der Text basiert auf einem Vortrag, der im September 2007 in Eisenach anlässlich der Herbsttagung
des Fachausschusses V Glasgeschichte und Glasgestaltung der Deutschen Glastechnischen
Gesellschaft gehalten wurde. Ich danke dem Thüringer Museum Eisenach (TME), den Kunstsammlungen
der Veste Coburg (KVC) mit ihrem Europäischen Museum für Modernes Glas im
Park des Schlosses Rosenau, einzelnen Künstlern und den Fotografen, insbesondere Lutz Naumann,
für die freundliche Bereitstellung von Bildvorlagen.
2
Siehe hierzu die beiden von den Kunstsammlungen der Veste Coburg herausgegebenen Kataloge.
3
Schmuck und Glas Erfurt ’84. 1. Glassymposium der DDR in Lauscha 2.-8. November 1980.
2. Glassymposium der DDR in Lauscha. 2.-13. Mai 1983. Erfurt 1984: 81.
4
Ebd.: 54-56, 90.
5
Gestalt und Form. Kunsthandwerk in Thüringen. Erfurt und Kassel 1993: 182-183.
6
Petra Eisele, Siegfried Gronert (Hg.): Horst Michel – DDR-Design. Weimar 2002; Siegfried
Gronert, Elke Beifuß (Hg.): Horst Michel. Formgestalter in Weimar. Weimar 2004.
7
Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 180-181.
8
Schmuck und Glas Erfurt ’84, wie Anm. 3: 14, 80.
9
Rosemarie Lierke: Early history of lampwork. Some facts, findings and theories. Part I and II. In:
Glastechnische Berichte 64 (1991) H. 12: 310-317 und 65 (1992) H.12: 341-348; dieselbe: Vorwort.
In: Neues Glas. Vor der Lampe geblasen. Galerie Borgward. Bremen 1990 und dieselbe: Zur
Geschichte der Lampenarbeit. In: DGG-Journal 7(2008): 44.
10
Rudolf Hoffmann: Thüringer Glas aus Lauscha und Umgebung. Leipzig 1993: 104-106; Helena
Horn: 400 Jahre Glas aus Thüringen. Die Sammlung des Museums für Glaskunst Lauscha. Eine
Auswahl. Lauscha 1995: 92-94.
11
Rudolf Hoffmann: Zur sozialen Lage der Werktätigen in der Lauschaer Glasindustrie unter den
Bedingungen kapitalistischer Produktionsverhältnisse. Lauscha 1977: 78-80; Uwe Claassen: Das
Thüringer Kunstglasbläserhandwerk. Geschichte und Gegenwart. In: Derselbe (Hg.): Meisterstükke.
Das Thüringer Kunstglasbläserhandwerk im Spiegel seiner neueren Meisterarbeiten. Lauscha
2005: 15-19, hier 18.
12
Helmut Ricke: Reflex der Jahrhunderte. Die Glassammlung des Kunstmuseums Düsseldorf. Eine
Auswahl. Düsseldorf 1989: 213; vgl. auch ebd.: 224.
13
Hoffmann 1993, wie Anm. 10: 117; Horn 1995, wie Anm. 10: 130.
14
Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 166.
15
Gustav Pazaurek: Kunstgläser der Gegenwart. Leipzig 1925: 237; vgl. Horn 1995, wie Anm. 10:
129; Waltraut Neuwirth: Bimini. Wiener Glaskunst des Art Deco. Wien 1992. Eine wünschenswerte
Vergleichsstudie zwischen Bimini und dem Thüringer Glas der 1920er und 30er Jahre steht
noch aus; vgl. auch Reflex der Jahrhunderte 1989, wie Anm. 12: 224.
16
Hoffmann 1993, wie Anm. 10: 120-123; Horn 1995, wie Anm. 10: 128.
17
Wilhelm Wagenfeld: Neues Thüringer Glas. In: Die Form 1933: 243-247; Gestalt und Form
1993, wie Anm. 5: 15.
18
Ein Besuch bei unseren Kunstglasbläsern auf der Leipziger Messe. In: Thüringer Tageszeitung
21.3.1936: 12; Abbildung in Horn 1995, wie Anm. 10: 139.
19
Reflex der Jahrhunderte 1989, wie Anm. 12: 212.
20
Schlossmuseum Arnstadt (Hg.): Albin Schaedel. Glas. Arnstadt 2005. Hier kann auch die ältere
Literatur erschlossen werden.
21
Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 19; Erika Schaedel (Hg.): Albin Schaedel. Ein Leben für das
Glas. Zum 85. Geburtstag. O.O. o.J.: 16.
22
Angermuseum Erfurt: Albin Schaedel. Glas vor der Lampe geblasen. Erfurt o.J.: 17.
23
Ein Leben für das Glas o.J. , wie Anm. 21: 17.
24
Angermuseum o.J., wie Anm. 22: 25.
25
Fritz Kämpfer: Albin Schaedel. Glaskunst. O.O. [Berlin] 1957.
26
Glass 1959. A Special Exhibition of International Contemporary Glass. Corning Museum of Glass.
Corning 1959: 170-172.
27
Museen der Stadt Arnstadt: Albin Schaedel. Glasgestaltung vor der Lampe. Arnstadt o.J.: (12).
28
Arnstadt o.J., wie Anm. 27: (12), auch Angermuseum o.J., wie Anm. 22: 25.
29
Ein Leben für das Glas o.J., wie Anm. 21: 24.
30
Siehe zum Beispiel die mehrfarbigen und mit Fäden versehenen Broschen, Tafel 83 in Hoffmann
1993, wie Anm. 10.
31
Etwas mißverständlich hat Schaedel von der „von mir entwickelten Glasmontage“ geschrieben (Ein
Leben für das Glas o. J., wie Anm. 21: 24, vgl. auch Arnstadt o.J., wie Anm. 27: (12), auch Angermuseum
o.J., wie Anm. 22: 25), was verschiedentlich dahingehend interpretiert wurde, er hätte die
grundsätzliche Erfindung der Montagetechnik für sich reklamiert. Laut der brieflichen Auskunft
von seinem Sohn Hermann Schaedel ist dies eine Fehlinterpretation; Albin Schaedel hätte nur
„darauf beharrt, diese Technik für die Gefäßgestaltung vor der Lampe wiederverwendet und weiterentwickelt
zu haben“ (1.12.2007). Vgl. auch Rudolf Kober: Glas. In: Gestalt und Form 1993,
wie Anm. 5: 165-171, hier 166, der davon spricht, Schaedel hätte sich mit dem Versetzen der
Spieße eines „alten Kunstgriffs“ bedient.
32
Ein Leben für das Glas o.J., wie Anm. 21: 1.
33
Zu den biographischen Angaben siehe Schlossmuseum Arnstadt (Hg.) 2005, wie Anm. 20: 85.
34
Zur Schule siehe: Autorenkollektiv, Leitung Karsten Kruppa: 1878-1998. Angewandte Kunst
Schneeberg. Zur Geschichte und Leistung einer Schule für Gestaltung. Zwickau o.J. In dieser
Geschichte der Schule wird die - durch Dokumente im Archiv der Hochschule sehr wohl belegte -
Ausbildung der Glasbläser zu Beginn der 1970er Jahre nicht erwähnt. Zu danken habe ich für
freundliche Auskünfte Herrn Wieland Poser, Prof. em. der Hochschule für Kunst und Design Halle,
Burg Giebichenstein, der als junger Dozent an der Ausbildung der Glasbläser in Schneeberg beteiligt
war. Über die Namen der Teilnehmer und die von ihnen erworbenen Abschlüsse gibt es in der
Literatur (Hoffmann 1993, wie Anm. 10: 161-162; ders.: Lauschaer Glaskunst heute. Lauscha,
1972: 88-95; Horn 1995, wie Anm. 10: 145) unterschiedliche Angaben, die sich auch nicht mit
den vorhandenen Quellen im Archiv der Hochschule in Schneeberg decken. Laut schriftlicher Auskunft
der Hochschule, für die ich Frau Karin Seehöfer sehr danke, liegen Unterlagen über folgende
Personen vor. Teilnehmer des Qualifizierungslehrgangs: Hartmut Bechmann, Gerd Eichhorn-Dist,
Theo Enders, Hans Joachim Greier-Nap, Reiner Heinz, Wolfgang John, Jürgen Müller-Blech, Ludwig
Müller-Blech, Ernst Müller-Marks, Lothar Müller-Phillipsohn, Lothar Müller-Schmoß, Kurt
Müller-Schwefel, Ursula Orlowski (verheiratete Hampe), Klaus Pfeiffer. Am Qualifizierungskurs
teilgenommen und ein Abschlusszeugnis als Gestalter haben erhalten: Walter Bäz-Dölle, Hellmuth
Engel, Dietrich Faber, Albrecht Greiner-Mai, Günter Knye, Horst Müller-Litz, Herbert Müller-
Sachs, Heinz Rauschardt, Horst Traut. Da das Archiv erst 1997 eingerichtet wurde, kann nicht
ausgeschlossen werden, dass die ehemals erstellten Unterlagen nur unvollständig ins neue Archiv
überführt wurden.
35
Hans-Peter Jakobson, Rudolf Kober, Ruth Menzel: Kunsthandwerk in Thüringen. In: Gestalt und
Form 1993, wie Anm. 5: 8-35, hier 33.
36
Städtisches Museum Göttingen (Hg.): Modernes Glas. 17 Künstler aus der DDR. Göttingen 1985:
112-117; Bildkarten-Kalender 1984: Lauschaer Glaskunst. H.C. Schmiedicke (VOB) Kunstverlag
Leipzig: Oktober; Rudolf Hoffmann: Lauschaer Glaskunst heute. Lauscha 1972: 80-84, 94.
37
Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 200-201; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 100-107;
Lauschaer Glaskunst heute 1972, wie Anm. 36: 75-78, 94.
38
Kulturhof Krönbacken Erfurt (Hg.): Die Handschrift des Meisters. Glas von Günter Knye im
Güldenen Krönbacken. Erfurt 2004; Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 184-185; Modernes
Glas 1985, wie Anm. 36: 36-43; Lauschaer Glaskunst heute 1972, wie Anm. 36: 36-41, 90.
39
Museum für Glaskunst Lauscha (Hg.): Albrecht Greiner-Mai. „Ich habe mein Leben lang gesucht
… nach diesem und jenem.“ Retrospektive zum 75. Geburtstag. Lauscha 2007; Gestalt und Form
1993, wie Anm. 5: 178-179; Kunsthalle Rostock: Glasgestaltung. Albrecht Greiner-Mai. Rostock
1987; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 28-35; Lauschaer Glaskunst heute 1972, wie Anm. 36:
32-35, 89.
40
Uwe Claassen: Internationale Glassymposien in Lauscha 1980-1997. Lauscha 2003: 35.
41
Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 172-173; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 12-19; Lauschaer
Glaskunst heute 1972, wie Anm. 36: 20-22, 88.
42
Zu Bechmann später mehr; zu Wallstab siehe Minni Maedebach: Kurt Wallstab. Vor der Lampe
geblasenes Glas 1975 bis 1987. Coburg 1987; zu Klering siehe Neues Glas 1990, wie Anm. 9:
ohne Paginierung, unter K; zu Wohlgemut siehe Glaskunst im Bann der Farbe. II Vor der Lampe
geblasenes Glas. Ausstellung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt 1978: 42-45.
43
Uwe Claassen (Hg.): Hubert Koch. Glas. Begleitbuch zur Ausstellung im Museum für Glaskunst
Lauscha. Gotha 2002; Clementine Schack von Wittenau: Neues Glas und Studioglas. Ausgewählte
Objekte aus dem Museum für Modernes Glas. Regensburg 2005: 46-47; Gestalt und Form 1993,
wie Anm. 5: 188-189; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 44-51.
44
Joachim Kruse: Hubert Koch in Lauscha. In: Hubert Koch 2002, wie Anm. 43: 12-14, hier 14.
45
Volkhard Precht. Glas. Ausstellungen zum 70. Geburtstag. Glasmuseum Immenhausen, Galerie
Waidspeicher im Kulturhof zum Güldenen Krönbacken Erfurt. Privatdruck Lauscha 2000; Uwe
Claassen: Zum 75. Geburtstag des Glasgestalters Volkhard Precht. In: Thüringer Museumshefte
1/2005: 53-56, 96-97; Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 198-199; Museum Nienburg: Gestaltetes
Glas – Werke der Familie Precht. Nienburg 1989; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 79-83;
Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum (Hg.): Volkhard Precht. Glas. Berlin o.J.
[1980].
46
Vgl. Neues Glas und Studioglas 2005, wie Anm. 43: 55.
47
Abgebildet z.B. in Volkhard Precht. Glas 2000, wie Anm. 45: 65; Hoffmann 1993, wie Anm. 10:
184; Horn 1995, wie Anm. 10: 162.
48
Vgl. Clementine Schack von Wittenau: Der Maler, der sich in’s Glas verlaufen hat. In: Volkhard
Precht. Glas 2000, wie Anm. 45: 16-19.
49
Hartmut Bechmann – Wege zum Glas. Lauscha 2009; Hartmut Bechmann. Glas. Galerie Waidspeicher
des Kulturhofs zum Güldenen Krönbacken. Erfurt 1999; Gestalt und Form 1993, wie
Anm. 5: 174-175; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 20-27; Lauschaer Glaskunst heute 1972,
wie Anm. 36: 23, 88.
50
Vgl. Anm. 38.
51
Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 192-193; Gestaltetes Glas 1989, wie Anm. 45; Modernes
Glas 1985, wie Anm. 36: 72-78.
52
Städtisches Museum Göttingen: Skulpturen in Glas. Ulrike und Thomas Oelzner. Göttingen 1993;
Museum des Kunsthandwerks Leipzig, Grassimuseum: Arbeiten in Glas. Ulrike und Thomas Oelzner.
Leipzig 1989; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 64-71.
53
Neues Glas und Studioglas 2005, wie Anm. 43: 52-53; Galerie am Fischmarkt Erfurt: Glasräume:
Nenz – Waschke – Witteborn. Erfurt 1987; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 58-63.
54
Jakobson/Kober/Menzel, wie Anm. 35: 29; Hans Peter Jakobson (Hg.): Susanne und Ulrich Precht.
Glas. Gera 2006: 11-13; Burg Giebichenstein. Die Hallesche Kunstschule von den Anfängen bis
zur Gegenwart. Leipzig 1993.
55
Hans Peter Jakobson (Hg.): Susanne und Ulrich Precht. Glas. Gera 2006; Clementine Schack von
Wittenau: Leaving Nothing to Chance: Susanne und Ulrich Precht. In: Neues Glas / New Glass
4/2007: 34-39; Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 196-197; Gestaltetes Glas 1989, wie
Anm. 45; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 88-91.
56
Susanne und Ulrich Precht 2006, wie Anm. 55; Susanne und Ulrich Precht 2007, wie Anm. 55;
Neues Glas und Studioglas, wie Anm. 43: 54; Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 194-195;
Gestaltetes Glas 1989, wie Anm. 45; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 84-87.
57
Friedrich-Karl Baas, Dagmar Ruhlig-Lühnen: Glas 2006. 3. Immenhäuser Glaspreis. Wettbewerb
zur zeitgenössischen Glaskunst in Deutschland. Immenhausen 2006: 98-99; Gestalt und Form
1993, wie Anm. 5: 186-187.
58
Steffen Orlowski: Human Space. Privatdruck München 2008; Helmut Ricke: Jutta Cuny-Franz
Memorial Award 1999. In: Neues Glas / New Glass 3/1999: 70-73, 77.
59
Frank Baez-Doelle: artistic glass panels. Freie Glasbilder. Sparkasse Sonneberg. Privatdruck
Lauscha 2003. Frank Bäz-Dölle hat leider keine Abbildung zur Illustrierung dieses Beitrags zur
Verfügung gestellt.
60
Jens Gussek: Steffen Orlowski – epo I tai tai ee. In: Human Space 2008, wie Anm. 58: 6-9, hier 8.
61
Uwe Claassen (Hg.): Meisterstücke. Das Thüringer Kunstglasbläserhandwerk im Spiegel seiner
neueren Meisterarbeiten. Lauscha 2005: 46-47; Friedrich-Karl Baas, Dagmar Ruhlig-Lühnen: Glas
2003. 2. Immenhäuser Glaspreis. Wettbewerb zur zeitgenössischen Glaskunst in Deutschland.
Immenhausen 2003: 44-45.
62
Neues Glas und Studioglas, wie Anm. 43: 72-73.
63
Vgl. Meisterstücke 2005, wie Anm. 61: 83-86.
64
Vgl. Jakobson/Kober/Menzel, wie Anm. 35: 30, die allgemein auf das DDR-Kunsthandwerk seit
dem Ende der 1970er Jahre bezogen die beiden Grundhaltungen „handwerkliches Ethos“ und
„künstlerisches Credo“ einander gegenüberstellen.
65
Helmut Ricke (Hg.): Czech Glass 1945-1980. Design in an Age of Adversity. Aufbruch. Tschechisches
Glas 1945-1980. Stuttgart 2005.
66
Z.B. Gestalt und Form 1993, wie Anm. 5: 199; Modernes Glas 1985, wie Anm. 36: 80.
Abb. 2: Albin Schaedel, Vase Muscheldekor, 1965, H: 26 cm, TME B5/771, Foto: R.-M. Kunze.
Abb. 1: Ernst Precht, Bär, Massivglas,
wohl 1950er Jahre, H: 7,5 cm, TME B5/178
Foto: R.-M. Kunze
Abb. 3: Albin Schaedel, Vase Kirchenfensterglas, 1966,
H: 19 cm, TME B5/773, Foto: R.-M. Kunze.
Abb. 6: Günter Knye, Schale Fadenglas, 1989,
D: 16 cm, KVC a.S. 04991/89, Foto: KVC.
Abb. 7: Albrecht Greiner-Mai, Stangenvase aus der
Serie „Venezianische Impression“, wohl um 1985,
H: 28,3 cm, KVC a.S. 05505/98, Foto: KVC.
Abb. 9: Hubert Koch, Gefäß, 1994, H: 13,3 cm,
KVC a.S. 05404/94, Foto: KVC.
Abb. 10: Hubert Koch, Zwei Gefäße, 1984,
H: 16 und 12 cm, Foto: Klaus Leibing
(aus Katalog 2. Coburger Glaspreis 1985, S. 145).
Abb. 11: Volkhard Precht, Flaschen, um 1975,
H: ca. 22 cm, Foto: Lutz Naumann.
Abb. 12: Volkhard Precht, „Bergwelt“, 1990,
H: 19 cm, KVC a.S. 05134/90, Foto: KVC.
Abb. 13: Hartmut Bechmann, Schale, 1994, H: 7,3 cm, KVC a.S.05375/94, Foto: KVC.
Abb. 14: Günter Knye, „Zwei-Gleich“, 1985,
H: 19 cm, Foto: Lutz Naumann.
Abb. 15: Renate Precht, Vase, 1999,
H: 14 cm, Foto: Ulrich Precht.
Abb. 16: Ulrike und Thomas Oelzner, „Kobra“,
1985, B: 18,5 cm, KVC a.S. 04976/89, Foto: KVC.
Abb. 17: Karin Nenz, „Raumbildung im Raum“,
1985, H: 12,5 cm, KVC a.S. 05314/92, Foto: KVC.
Abb. 18: Ulrich Precht, „Opera II“, 2003, H: 171 cm
(auf Metallständer), Foto: Lutz Naumann.
Abb. 19 a und b: Susanne Precht, Fenster Evangelische Kirche Vierbach, 2000, Foto: Lutz Naumann.
Abb. 20: Susanne Precht, „Kokon“, 2003, H: 54,5 cm,
Foto: Lutz Naumann.
Abb. 21: Henry Knye, aus der Reihe „Duette“, 2004,
H: 26 cm, Foto: Lutz Naumann.
Abb. 22. Susan Liebold, Mino Sae, 2008, B: 200 cm,
Foto: Ronny Koch.
Abb. 23: Steffen Orlowski, „Ego Room“, Galerie an der Pinakothek München, 2008, Foto: Steffen Orlowski.
Abb. 24: Steffen Orlowski, „Rivalen“, aus der Reihe Human
Space, 2006, H: 32 cm, Foto: Jim Durham.
Abb. 25: John Zinner, „Inselteller“, 1993, B: 19,3 cm, KVC a.S. 05352/93, Foto: KVC.
Abb. 26: André Gutgesell, „Ice“, 2006, H: 20 cm,
Foto: André Gutgesell.